Zu Beginn des 20. Jahrhunderts schlossen sich die jungen Derdinger zusammen, um etwas Sport zu treiben. Von Fussball war damals noch keine Rede, dieser in England schon seit Jahrzehnten betriebene Sport rang bei uns noch um seine Anerkennung. Mit Leib und Seele waren die Derdinger Sportpioniere deshalb dem Turnen verbunden und die sozialen und politischen Verhältnisse brachten es mit sich, dass nahezu gleichzeitig und unabhängig voneinander zwei Turnvereine, der "Arbeiterturnverein" und der "Deutsche Turnverein" gegründet wurden. Der genaue Gründungstermin beider Vereine ist leider nicht bekannt, es lässt sich jedoch aus Gemeinderatsprotokollen das Geburtsjahr 1910 nachweisen.
Einen ersten Höhepunkt in der Geschichte des Arbeiterturnvereins brachte 1913 die Einweihung des auf dem "Allmandplatz" bei der Linde, wo sich heute unsere Sportanlagen befinden, errichteten Turnschuppens.
Der Deutsche Turnverein hielt seine Übungsabende zunächst in einer Halle der damals in Derdingen produzierenden Instrumentenfirma Hohner ab, ehe Ende 1910 der Gemeinderat einem Antrag zustimmte, den Reserveschulsaal benutzen zu dürfen. Der öffentliche Turnplatz des Deutschen Turnvereins befand sich, wie auch ein Geräteschuppen, auf der Gemeindewiese am "Roten Tor" (heute EGO-Gelände).
Als 1918 der erste Weltkrieg zu Ende ging, zählten viele Mitglieder beider Turnvereine zu seinen Opfern. Zusammen mit einer jungen Generation erweckten die Überlebenden die Turnerei zu neuem Leben. Nach der Auflösung des Deutschen Turnvereins vereinigten sich seine Mitglieder zusammen mit dem Arbeiterturnverein im Jahr 1919 zum Turnverein "Glück auf". Geturnt wurde zunächst in der Schafscheuer an der Gartenstraße und später auf dem Boden der Kelter im Amthof.
1932 beschloss man unter dem Namen "Deutscher Turnverein Glückauf" dem Deutschen Turnerbund beizutreten, wobei politische Gründe eine bedeutsame Rolle spielten. Mit dem Ausbruch des zweiten Weltkrieges musste 1939 der Turnbetrieb stark eingeschränkt werden, mit dem Zusammenbruch 1945 und den von Militärregierungen verhängten Vereins- und Versammlungsverbot kam das Vereinsleben gar vollständig zum Stillstand.
Trotz der drakonischen Maßnahmen der Militärregierung nach Ende des zweiten Weltkrieges war der Wille zur sportlichen Betätigung ungebrochen. Da in Gemeinden mit weniger als 20.000 Einwohnern nur ein einziger Sportverein zugelassen war, wurde am 13. September 1946 die Fusion mit dem 1929 in der "Germania" entstandenen Fussballvereins "Kickers Derdingen" zum Verein "Sportverein Derdingen" mit einer Fussball- und einer Turnabteilung vollzogen. Mangels Beteiligung nahm dann in den sechziger Jahren das Geräteturnen immer mehr ab und die Aktivitäten verlagerten sich immer stärker in den Gymnastik- und Leichtathletikbereich.
Die Fussballabteilung nahm damals unter schwierigsten Umständen an Verbandspielen teil und verpasste 1946/47 und 1947/48 gleich zweimal in Folge in der fälligen Aufstiegsrunde den Sprung in die zweite Amateurliga. 300 bis 400 Derdinger Zuschauer entrichteten damals jeweils einen Korb Kartoffeln als Fahrpreis nach Wössingen und für die Beschaffung zweier Fussbälle mussten 25 Flaschen Wein zusammengebettelt werden. In den fünfziger Jahren zählten die Derdinger Fussballer immer zu den Spitzenmannschaften ihrer Klassen, die jedoch einen Aufstieg jedes Mal knapp verpassten.
Im Jahre 1952 entstand durch Initiative von Heinrich Wild eine Leichtathletikabteilung. Eine Schwimmabteilung, die 1957 nach der ein Jahr zuvor erfolgten Schwimmbadeinweihung gegründet wurde, kam trotz des großen Engagements einiger Schwimmbegeisterter über das Anfangsstadium nicht hinaus und wurde 1959 wieder aufgegeben.
1961 wurde, dem Zug der Zeit folgend und um die Trainingsmöglichkeiten ganzjährig zu nutzen, auf dem Sportplatz eine Flutlichtanlage installiert, die einige Jahre später noch technisch verbessert wurde. 1964 wurde das Vereinsheim umgebaut und erweitert, zeitgemäße Umkleide- und Duschräume eingerichtet und eine Vereinsgaststätte eröffnet.
Im Jahr 1970 entstand innerhalb des einige Jahre zuvor in "Sportverein 1910 Oberderdingen" umbenannten Vereins eine Skiabteilung, die sich im Herbst 1973 verselbstständigte und als "Skiclub Kraichgau" einen eigenen Verein bildete.
Im August 1974 ging mit der Einweihung des neuen Stadions mit einem zweiten Rasenspielfeld und wettbewerbsfähigen leichtathletischen Anlagen ein lange gehegter Wunsch in Erfüllung. Bereits ein Jahr später wurden die ersten Pläne zum Bau einer vereinseigenen Halle diskutiert, die von Vorstand Rudi Heim und dessen Stellvertreter Manfred Ebert energisch vorangetrieben wurden. Bereits im Mai 1977 wurde die Halle dann ihren Bestimmungen übergeben.
Manfred Ebert war auch 1985 maßgeblich am Bau der Überdachung mit Ausschank- und Geräteraum beteiligt, womit es nur noch eine Formsache war, diese Festhalle "Manfred-Ebert-Halle" zu taufen.
Als bisher letzte Baumaßnahme wurde 1995 mit dem Umbau und der Erweiterung des Clubhauses und der Umkleideräume begonnen und im vergangenen Jahr fertiggestellt.
Auch sportlich hat der SVO einige Erfolge zu verbuchen. Mit Peter Reichert wagte 1979 ein "Eigengewächs" des SVO den Sprung in die A-Jugend des VfB Stuttgart. Über die Amateure des VfB stieß er dann 1982 zum Lizenzspielerkader und hatte 1983/84 als bester Torschütze seiner Mannschaft großen Anteil an dem Erringen der deutschen Meisterschaft. Weitere Profistationen waren danach der Karlsruher SC sowie die französichen Erstligisten Racing Strasbourg und FC Toulouse.
Auch bei den Leichtathleten kann der Verein auf mehrere regionale und nationale Titelträger zurückblicken. Beispielsweise sei hier Joachim Gabler (mehrfacher württembergischer Meister im Diskus in den achtziger Jahren), Wanda Krempl (aktuelle württembergische Rekordhalterin im Kugelstoßen) sowie unsere Nachwuchsatheten Anna Burkhardt, Mandy Frahm und Uwe Büchele zu nennen.